Katakomben der Seele

Eine Reportage über Westdeutschlands Vertriebenen- und Flüchtlingsproblem 1950

64 Seiten, gebundenErscheinungsjahr: 2016 | sofort lieferbar | ISBN: 978-3-88423-546-1 | 17,80 EUR
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ISBN 978-3-88423-547-8

Über dieses Buch

Seit 1928 in Frankreich lebend, war sie 1938 mit ihrem Mann Philippe Soupault nach Tunis gekommen. Von dort konnten beide im November 1942 vor General Rommels Nazitruppen, die schon den Flugplatz von Tunis bombardierten, in letzter Sekunde mit dem letzten Autobus, der Tunis verließ, fliehen. Ré und Philippe erreichten Algerien, von dort gelangten sie später über Marokko in die USA. Nach Kriegsende lebte Ré Soupault in New York und verdiente ihr Leben mit Zeichnungen und Reiseberichten. Nach ihrer Rückkehr aus New York lebte sie ab 1948 in der Schweiz und arbeitete als Übersetzerin und Journalistin. Unter großen Schwierigkeiten erstand sie Ende der 1940er Jahre auf dem Schwarzmarkt in Berlin für 25 Stangen amerikanischer Zigaretten eine Rolleiflex-Kamera 6×6, da sie bei ihrer Flucht aus Tunis ihre gesamte Fotoausrüstung zurücklassen musste.
Im September 1950 reiste sie nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen und nach Bayern, um sich einen Überblick über die Situation von Flüchtlingen und Vertriebenen zu verschaffen. Sie besuchte u.a. die Flüchtlingslager Friedland, Dachau und Geretsried und führte Gespräche mit den Verantwortlichen der Lager, mit Politikern und mit vielen Flüchtlingen und Vertriebenen.
Sie beschreibt die erschütternden Zustände in Massenunterkünften, berichtet über neue Flüchtlingssiedlungen, schreibt über Verlust der Heimat und die Hoffnungen für einen Neuanfang. Berichtet über die am Tag der Heimat 1950 verkündete “Charta der deutschen Heimatvertrieben” und über die Wahlerfolge der Partei BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten). Wer heute diese Reportage liest, kann dieses Urteil nur teilen. Ré Soupaults Text ist von besonderer Klarheit, an Fakten orientiert und gleichzeitig ein bewegendes Zeit-Zeugnis einer Frau, die 1928 Deutschland verlassen hatte und danach nur noch für kurze Besuche dorthin zurückkehren wird. Ihre Fotografien schließen an ihr großes fotografische Werk aus den 1930/40 Jahren an. Und ihr Text ist erschreckend aktuell im Vergleich zu den heutigen Reportagen über das Schicksal der Flüchtlinge aus Afrika und Syrien.

Presse

»Sie zeigt ihr journalistisches Können, mit chirurgischer Präzision beschreibt sie die Lage.« SWR2

»Ré Soupaults präzise Reportage, illustriert mit packenden Schwarzweiß-Fotografien, setzt deshalb Maßstäbe – bis in unsere Gegenwart.«
Deutschlandradio

»Das Buch unterstreicht, wie schnell sich Geschichte wiederholen kann.« Rhein-Neckar-Zeitung

»Ré Soupaults Reportage entstand vor langer Zeit. Doch ihr Thema ist nicht vergangen, es tritt uns gerade in diesen Tagen in neuer Gestalt wieder vor Augen.« Marko Martin, Welt

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Ré Soupault

Ré Soupault
© Manfred Metzner

Ré Soupault, geboren 1901 als Erna Niemeyer in Pommern, arbeitete bereits während ihres Studiums 1921–1925 am Bauhaus in Weimar. Über ihren ersten Mann, den Dadaisten und Filmkünstler Hans Richter, lernte sie u. a. Man Ray und Sergeij Eisenstein kennen. 1931 gründete sie in Paris ihr erstes eigenes Modestudio »Ré Sport«. Im Kreis der Pariser künstlerischen Avantgarde traf sie ihren späteren Ehemann Philippe Soupault. Mit ihm unternahm sie ab Mitte der dreißiger Jahre zahlreiche Reisen durch Europa und Amerika, wo sie seine Reportagen fotografisch begleitete. Seit 1948 wieder in Europa, arbeitete sie als Übersetzerin und Rundfunkautorin. Sie starb 1996 in Paris.

Manfred Metzner

© Isolde Ohlbaum

Manfred Metzner lebt als Verleger und Rechtsanwalt in Heidelberg. Er ist Herausgeber der Philippe-Soupault-Werkausgabe und des Werks von Ré Soupault.